Veröffentlichungen

Vom Tellnitztal inspiriert: Anton Höhnes Heimatlied

Der Oberlehrer Anton Höhne (* 10. Dezember 1869; † 3. September 1947 in Lehmkuhlen) aus dem deutschböhmischen Ort Tellnitz (tschechisch Telnice), verfasste im Jahr 1927 für den Männergesangsverein Tellnitz das nachfolgende Heimatlied:

Mein liebes Tellnitztal

Kommst du von Süden her
und gehst die Straße quer,
triffst du ins Tal, wo mir’s gefällt.
Dort wo die Buchen rauschen
und die Menschen lauschen
dem Gesang der Vogelwelt,
dort grüss mir tausendmal
mein liebes Tellnitztal
mit seinen Bergen und Wäldern
wunderschön!

Wo fromme Menschen leben,
die nur nach Gutem streben,
da fühlst du ihn, der Treue Sinn.
wo Männer und die Frauen
auf Ihren Gott vertrauen,
da wohnet Glaub’ und Liebe drin.
das findst du tausendmal
im lieben Tellnitztal
mit seinen Bergen und Wäldern
wunderschön.

Kommst du gleich aus der Fern’
sieht dich ein jeder gern
auf all‘ den Wegen zieh’n.
„Am schönsten ist es hier!“
Es ruft’s die Blume dir,
auch summt’s das Bienlein drin.
„O komm‘ recht vielemal
ins liebe Tellnitztal
mit seinen Bergen und Wäldern
wunderschön.”

Oft in der Jugendzeit
war mir’s ein Zeitvertreib
zu singen hier im Waldrevier.
Und jetzt nach langen Jahren
im Leid nicht unerfahren,
möcht weilen ich noch lange hier.
0 gönn’ mir’s tausendmal
mein liebes Tellnitztal
mit deinen Bergen und Wäldern
wunderschön.

Wenn dich der Kummer plagt
und Sorg’ am Herzen nagt,
dann geh‘ nur rasch hinein ins
Dorfkirchlein.
Dort wird dir leicht um’s Herz,
verschwindet bald dein Schmerz
und du wirst wieder fröhlich sein.
Dies geschieht dir tausendmal
im schönen Tellnitztal
mit seinen Bergen und Wäldern
wunderschön.

Wenn ich am Lebensend’
in dir ein Plätzchen fänd‘
zur lang ersehnten Ruh,
dann bitte ich dich sehr,
ja, ich verlang’ nicht mehr:
“Mit deiner Erde deck’ mich zu!”
Dann dank ich tausendmal
dir liebes Tellnitztal
mit deinen Bergen und Wäldern
wunderschön.

Der Liedtext von „Mein liebes Tellnitztal“ von Anton Höhne ist eine poetische Würdigung des gleichnamigen Tales. Der Text reflektiert tiefe Heimatverbundenheit und Naturverbundenheit, die durch lyrische Beschreibungen der Landschaft und des Gemeinschaftslebens zum Ausdruck kommen. Die wiederholte Beschreibung des Tals als „wunderschön“ unterstreicht die emotionale Bindung des Autors zu dieser Gegend. Das Lied hebt zentrale Werte wie Treue, Glaube und Liebe hervor, die in der Gemeinschaft des Tales gelebt werden. Es thematisiert auch universelle menschliche Erfahrungen wie Freude, Trost und den Wunsch nach einem letzten Ruheplatz in der Heimat. Dieses Lied ist somit nicht nur eine Hymne auf eine spezifische Landschaft, sondern auch auf die dortigen sozialen und spirituellen Werte.

Anders als in der letzten Strophe des Liedes ausgeführt wurde Anton Höhne nicht im Tellnitztal begraben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er seinen Wohnort aufgrund der Vertreibung der deutschböhmischen Bevölkerung in den Jahren 1945 bis 1946 verlassen musste und infolge nach Deutschland aussiedelte, wo er im Ort Lehmkuhlen in Mecklenburg-Vorpommern am 3. September 1947 im Alter von 77 Jahren verstarb.

Quelle

  • Mein liebes Tellnitztal. In: Aussiger Bote, von Franz Sterschik (Hrsg.): Heimatblätter der Vertriebenen aus dem Stadt- und Landkreis Aussig an der Elbe. Folge 2. Selbstverlag, Februar 1949, S. 11.
  • Mein liebes Tellnitztal. In: Aussiger Bote, von Aussiger Bote e.V. (Hrsg.): Heimatblätter der Vertriebenen aus dem Stadt- und Landkreis Aussig an der Elbe. Jahrgang. Folge 10. 65. Jahrgang. Selbstverlag, Oktober 2013, S. 11.
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Josefa Höhne und die Philippmühle in Deutsch-Welhotta

Die Geschichte der Philippmühle lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Die Mühle, gelegen in Deutsch-Welhotta Nr. 31, befindet sich am rechten Ufer des Mühlgrabens des Hummelbaches. In den lateinischen Matriken der Pfarrkirche Proboscht ist sie als „mola Philippina“ erwähnt. Ursprünglich war sie Teil des Bauerngutes Nr. 17 in Sulloditz, bis sie während des Dreißigjährigen Krieges zerstört wurde. Bis zum 27. Februar 1878 wurde sie als Anwesen Nr. 23 der Gemeinde Sulloditz geführt.

Die Geschichte der Mühle kann teilweise am Mühlzins nachvollzogen werden, der in alten Dokumenten verzeichnet ist. Martin Weiß, ein früherer Eigentümer des Bauerngutes Nr. 17, schuldete diesen Zins der Obrigkeit in Skalken. Nachdem er sein verödetes Gut aufgegeben hatte, heiratete er die Witwe des Bauern Seemann des Bauernguts Nr. 19. 1653 überließ er den Besitz an seinen Stiefsohn Hawel Seemann. Der ausstehende Mühlzins wurde schließlich 1670 aus den Erbgeldern seiner Tochter Lida (Ludmilla) beglichen.

Das Anwesen Nr. 17, zu der die verlassene Mühle gehörte, wechselte nach ihrem Verfall mehrfach den Besitzer, bis sie 1689 an Wenzel Philipp, den Besitzer des Guts Nr. 16, überging. Nach seinem Tod im Jahr 1703 übernahm sein Sohn Hans Philipp das väterliche Gut Nr. 16, während sein anderer Sohn Wenzel Philipp im Jahr 1705 die Wirtschaft Nr. 17 mit der zerstörten Mühle erwarb. Wenzel erbaute um 1718 die Mühle an ihrer ursprünglichen Stelle neu. Sie wurde 1719 fertiggestellt und als sein Eigentum ins Grundbuch eingetragen.

Nach Wenzel Philipps Tod im Jahr 1764 erbte sein gleichnamiger Sohn die Mühle, zu der mittlerweile auch eine Ölmühle gehörte. Unter seinem Sohn Anton Philipp, der 1780 Besitzer wurde, geriet das Mühlgut jedoch in finanzielle Schwierigkeiten und verkam erneut. 1807 musste es zwangsversteigert werden und ging an Josef Weiß aus Neudörfel (bei Hummel). Von der Mühle verblieb in der Folge wohl nur eine Herberge.

Im Jahr 1848 ging das Anwesen von Josef Weiß auf dessen Wirtschafterin Josefa Höhne († 1890) aus Spansdorf über. Mit einiger Wahrscheinlichkeit heiratete Josefa später einen Wenzel Köckert, der sodann entsprechend den Bräuchen der Zeit offizieller Besitzer wurde. 1892 erwarb Anna Tröster das Anwesen, die zwei Jahre später 1894 Anton Pieschel ehelichte. Ab 1922 war deren Sohn Josef Pieschel Besitzer des Anwesens.

Quelle

  • Emil Richter: Mühlen im Großpriesner Tal. 6. Philippmühle. In: Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung in Aussig, geleitet von Prof. Franz Josef Umlauft (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde des Aussig-Karbitzer Bezirkes. 18. Jahrgang, Nr. 4. Selbstverlag, 1938, S. 140 f.
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Das Einkommen des Revierjägers Josef Höhne in Hungertuch

Historischen Dokumenten zufolge beherbergte das Dorf Hungertuch (tschechisch Hladov), das nördlichste in Böhmen gelegene Dorf, einen herrschaftlichen Jäger namens Josef Höhne (auch Hehne geschrieben) (* etwa 1718 in Böhmisch-Kahn; † 18. April 1810 in Hungertuch), der in der Residenz mit der Hausnummer 68 lebte. In den bisher erschlossenen historischen Quellen wird Josef Höhne erstmals anlässlich seiner Heirat mit Anna Maria Katze (* 11. Februar 1740 in Böhmisch-Kahn; † 3. Dezember 1778 in Hungertuch) am 19. November 1765 in Böhmisch Kahn als herrschaftlicher Jäger erwähnt. Für seine Dienste erhielt er jährlich folgende Bezüge von der Herrschaft:

BezugMenge
Bargeld12 Florin (fl.)
Weizen1 Scheffel (Str.) 2 1/2 Metzen
Korn5 Scheffel (Str.) 1 Viertel
Gerste3 Viertel 1 Metzen
Arbes (Erbsen)1 Viertel 2 1/2 Metzen
Haber (Hafer)3 Scheffel (Str.) 1 Viertel
Salz36 Seidel
Weiches Holz6 Klaftern

Hinweise

Der ‚Scheffel‚ (Str.), ein Volumenmaß für trockene Güter wie Getreide, war in der Landwirtschaft weit verbreitet. Die Größe eines Scheffels konnte regional variieren, lag aber in der Regel bei etwa 50 bis 56 Litern. Er diente der Bemessung der Ernte und war essentiell für Handel und Wirtschaft.

Das ‚Viertel‘ war eine Untereinheit des Scheffels, die oft im Kontext von Getreidemaßen genutzt wurde. Es half dabei, präzisere und kleinere Mengen als einen ganzen Scheffel anzugeben, was besonders im lokalen Handel von Nutzen war. Ein Viertel entsprach dem vierten Teil eines Scheffels.

Der ‚Metzen‘, eine weitere Untereinheit des Scheffels, entsprach dem vierten Teil des Viertels oder 16ten Teil eines Scheffels. Dieses Maß war besonders im Getreidehandel gebräuchlich, um kleinere Mengen zu messen.

Der ‚Seidel‚ war eine Flüssigkeits- und Getreidemaßeinheit, die je nach Region unterschiedlich groß sein konnte. Oft umfasste ein Seidel etwa 0,5 Liter.

Der ‚Klafter‚, wurde bei der Messung von Holz als ein Raummaß verwendet. Ein Klafter entsprach dem Rauminhalt eines Holzstapels mit einer Länge und Höhe von je einem Klafter (6 Fuß).

Der Begriff ‚Korn‘ ist grundsätzlich eine Sammelbezeichnung für alle Arten von Getreidekulturen, einschließlich Weizen, Gerste, Hafer usw. In einigen historischen Quellen stand „Korn“ wahrscheinlich für eine bestimmte, lokal vorherrschende Getreidesorte, die infolge nicht konkreter genannt wurde.

Quellen

  • Rudolf Köhler: Das Einkommen der herrschaftlichen Angestellten zu Schönwald um die Mitte des 18. Jahrhunderts. In: Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung in Aussig, geleitet von Prof. Dr. Franz Josef Umlauft (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde des Aussig-Karbitzer Bezirkes. 14. Jahrgang, 1934, 1. Heft. Selbstverlag, 1934, S. 29f.
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Das Wirtshaus in Pömmerle und seine historische Bedeutung

In den nordböhmischen Grundbüchern ist das Wirtshaus in Pömmerle (tschechisch Povrly) erstmals ab dem Jahr 1594 verzeichnet. Zu dieser Zeit bestand der Ort aus 28 Häusern, wovon drei der Herrschaft Prießnitz und Blankenstein (auch Plankenstein; tschechisch Blansko) unter Rudolf von Bünau unterstanden. Das Wirtshaus mit der Hausummer 1 an der Elbe diente als Versorgungsort für die lokalen Untertanen sowie als Sammelstelle für die herrschaftlichen Abgaben.

Die Gastwirte, in den Urkunden als „Kretschmare“ bezeichnet, waren von einigen Verpflichtungen befreit, was auf ihre Sonderstellung innerhalb der hierarchischen Struktur der Leibeigenschaft hinweist. In den historischen Dokumenten werden unter anderem Mathias und Merten Höhne aus Haus Nr. 4 als Betreiber dieses Wirtshauses genannt.

Ihre Rolle beschränkte sich nicht nur auf das Gastgewerbe, sondern sie fungierten auch als Verwalter des herrschaftlichen Bier-, Wein-, Kaffee- und Fleischzwang. Das Gebäude diente als Lager- und Umschlagplatz für die herrschaftlichen Produkte. Einige Waren wurden in kleinen, der Herrschaft gehörenden Kähnen angeliefert. Die Bewohner der Ortschaften Nestersitz (tschechisch Neštědice), Wesseln (tschechisch Veselí), Mosern (tschechisch Mojžíř) und Mörkau (tschechisch Mírkov) waren verpflichtet, ihren Bedarf an Bier, Wein und Fleisch über das Wirtshaus in Pömmerle zu beziehen. Zudem waren die Bauern dieser Dörfer verpflichtet, ihr zum Verkauf bestimmtes Vieh zuerst dem Wirt anzubieten.

Nach einem Brand des Wirtshauses im Jahr 1729 wurde dieses durch die Herrschaft im Jahr 1730 wieder aufgebaut. Am 30. Juni 1736 erfolgte der Verkauf des Wirtshauses von dem Grafen von Carolin an Johann Georg Kündiger, einen Untertan der Herrschaft Prießnitz. Nach dem Verkauf fielen die Ländereien, die zum Wirtshaus gehörten, an den Hof in Mosern zurück.

Das Wirtshaus war zumindestens bis ins Jahr 1931 zuletzt als „Gasthaus zum Kreuzbach“ erhalten.

Quellen

  • Klemens Schmidt: Die ehemals herrschaftlichen Gebäude in Pömmerle. In: Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung in Aussig, geleitet von Prof. Dr. Franz Josef Umlauft (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde des Aussig-Karbitzer Bezirkes. 11. Jahrgang, 1931, 4. Heft. Selbstverlag, 1931, S. 163.
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Schenkungsurkunde des Königs Wladislaus II. aus dem Jahr 1169

Inhalt der Urkunde

In einer Urkunde aus dem Jahr 1169 werden durch König Wladislaus II. umfangreiche Ländereien in Nordböhmen an das Hospital des Heiligen Johannes von Jerusalem (auch bekannt als Johanniterorden) verschenkt bzw. frühere Schenkungen bestätigt. Auf dem Boden dieser Ländereien entstanden später Orte, in denen u. a. die böhmischen Höhne-Familien lebten.

In dieser mittelalterlichen Urkunde erklärt der König seine ursprüngliche Absicht nach Jerusalem zu reisen, um das Heilige Grab und andere heilige Stätten zu besichtigen, was jedoch durch nicht näher beschriebene Umstände vereitelt wurde. Als Zeichen seiner Frömmigkeit und um sein Gelübde zu erfüllen, beschließt er, den Orden zu unterstützen. Er schenkt dem Orden zur Unterstützung der Armen und Kranken mehrere seiner Dörfer. Zusätzlich bestätigt er die Schenkung von weiterem Land und Freiheiten, die zuvor von seinem Vater, Herzog Wladislaus, an den Orden vergeben wurden. Der Text listet die spezifischen Dörfer und Ländereien auf, die geschenkt werden, sowie die Rechte, die dem Orden übertragen werden, wie das Recht zum Fischfang und zum Bau von Mühlen. Die von König Wladislaus II. von Böhmen verschenkten Dörfer waren Hodoois, Osoym, Plane und Cuhov. Zu den bestätigten Ländereien zählten:

  1. Manetin – Dieses Gebiet erstreckt sich von der Grenze von Necstin bis zur Grenze von Plas, einschließlich des Flusses Manetin und der umliegenden Gebiete.
  2. Lipe
  3. Kahov mit Markt
  4. Wescu – Ein Gebiet um den Fluss Manetin.
  5. Cosodre – Ein Waldgebiet, sowie andere umliegende Wälder.
  6. Borislaoe und Hriborici – Zwei Dörfer in der Provinz Belin.
  7. Leuin – Ein weiteres Dorf, das auf Bitten seines Bruders Heinrich hinzugefügt wurde.
  8. Ein spezifischer Wald nahe Olesnice, der für die Nutzung des Hospitals wichtig war, erstreckend sich bis zum Berg Hoogen und zum Fluss Lupuhce, weiter bis zum Dorf Camice und Procetin, dann bis Tesk und zum Roten Felsen, und schließlich entlang des Flusses Labuhe.

Zu den in der Urkunde genannten Zeugen dieser Schenkung gehörten mehrere hochrangige kirchliche und weltliche Würdenträger, darunter seine Ehegattin, die Königin Juditha, verschiedene Bischöfe, Äbte und Adlige. Der Text schließt mit der Bestätigung des Jahres der Schenkung (1169), dem 30. Jahr der Herrschaft Wladislaus‘ und dem 11. Jahr seiner Königsherrschaft.

Die mittelalterliche Urkunde aus dem Jahr 1169 wird durch Karel Jaromír Erben in seinem Werk Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae ac Moraviae (Urkunden- und Brief-Regesten Böhmens und Mährens) aus dem Jahr 1855 nach einer Abschrift der Urkunde im Mährischen Landesmuseum festgehalten.

Lateinischer Text der Urkunde

Der originale, in Lateinischer Sprache des Mittelalters verfasste Text lautet:

Wladizlaus rex Boemine donat villas quasdam hospitali ordinis S. Joannis Hierosolymitani (seu Melitensis). Notum facio et cetera, quod a primis principatus mei temporibus semper in voto habui Jherosolymam ire, atque sepulchrum dominicum et alia loca sancta vere videre. Quod et adimplere volui, quando cum imperatore Conrado in expeditione contra paganos processeram. Sed cum peccatis exigentibus, nescio quo dei judicio, proposita perficere prohiberer, ad propria reversus votum exsolvere atque Jherosolymam ire, ibique aliquantisper moram facere, rursum magis ac magis accendor. Quod cum Ramundo, tunc temporis magistro hospitalis Jherosolymitani, ceterisque fratribus ejus innotuisset, statim claves castri, quod vocatur Crat et est in confinio paganorum situm, per fratrem Benedictum mihi miserunt, ipsum castrum cum omnibus suis pertinentiis absolute mihi meisque sociis ad nobis serviendum offerentes, quamdiucunque intra illa manere vellemus. Quorum devotionem ac liberalitatem gratissimam ducens, simulque perpendens quanta in praedicto hospitali humanitatis obsequia impenderentur omnibus sepulchri dominici visitatoribus, sed praecipue, ut ex multorum relatione didiceram, pauperibus et infirmis: placuit mihi tantorum bonorum esse cooperatorem etc. Divino igitur actus instinctu, praedicto hospitali S. Johannis Jherosolymitani ad sustentamentum pauperum et infirmorum promisi et assignavi quasdam villas meas, quas vel pecunia mea juste emi, vel justis ambitionibus mutavi, vel aliis justis modis secundum judicium nobilium seniorum Boemiae legitime acquisivi, ut inde subsidium aliquod habere possent, donec divina favente gratia ego ipse praesens aliquid superaddere possem. Et hae sunt villae, quas dedi et fratribus praedicti hospitalis Jherosolymitani assignavi: quantum videlicet in circuitione juxta Plas, scilicet: Hodoois, Osoym, Plane, Cuhov. Praeterea, addo et confirmo possessionem eidem domui hospitalis, quam pater meus dux Wladizlaus contulerat meis cognatis Wratizlaw et Micus; sed eisdem brevi tempore raptis de medio, quae iterum in usum meum cesserat: Manetin, a meta Necstinensi usque ad metam Plasensium cum omnibus suis pertinentiis, videlicet Lipe, Kahov cum foro, Wescu cum fluvio Manetin, jacente usque ad Plas, libertatem omnimodam quidlibet faciendi, seu piscandi sive molendinam ponendi in eo fluvio, eis concedentes. Silvam quoque nomine Cosodre et alias silvas circumjacentes jure legitimo do; et confirmo duas villas in provincia Belinensi dictas Borislaoe et Hriborici, quae coronae meae adjacebant. Ad petitionem autem fratris mei Heinrici, addo eis villam nomine Leuin et silvam quandam usibus ipsorum necessariam, juxta Olesnice protendentem, in medium montem Hoogen ad fluvium qui dicitur Lupuhce et ad villam Camice et ad Procetin, deinde usque Tesk et tunc ad Rufum puleum et sic jacentem usque ad dictum fluvium Labuhe, ubi sumpsit initium. Testes, qui affuerunt et audierunt donationem et confirmationem supra dictarum possessionum, hii sunt: Juditha regina, uxor mea; Fridericus, episcopus Pragensis; Heinricus, abbas de Brevnov; Lambertus, abbas de Kladorub; Meinherus, abbas de Plaz; Olricus, praepositus Pragensis; Paulus, decanus; Geruasius, cancellarius et praepositus Wissegradensis; Martinus, praepositus Lutomericensis; Florianus, subcancellarius; Bohuslaus, camerarius; Groznata, castellanus de Cladzco; Zdezlaus, pincerna; Vitko, dapifer; Bleg de Trebusson; Bohuse barbatus et frater ejus Ratibor; Cstibor de Chis; Smil de Udrehe; Moiek venator de Belsk; et alii quam plures. Actum est hoc anno incarnationis domini MCLXIX, anno autem mei principatus XXX, regni vero mei XI, episcopatus autem d. Friderici Pragensis I.

Karel Jaromír Erben: Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae ac Moraviae., 1855

Deutsche Übersetzung des Textes

Der Lateinische Text aus der Zeit des Mittelalters lässt sich sinngemäß wie folgt ins Deutsche übersetzen:

König Wladislaus von Böhmen schenkt einige seiner Dörfer dem Hospital des Heiligen Johannes von Jerusalem (oder des Malteserordens). Ich mache bekannt usw., dass ich seit den Anfängen meiner Herrschaft immer den Wunsch hatte, nach Jerusalem zu gehen, um das Heilige Grab und andere heilige Orte wahrhaftig zu sehen. Diesen Wunsch wollte ich erfüllen, als ich mit Kaiser Konrad auf einem Feldzug gegen die Heiden zog. Doch aufgrund meiner Sünden, durch irgendein göttliches Urteil, wurde mir verwehrt, mein Vorhaben zu vollenden, und als ich zurückkehrte, entflammte der Wunsch, Jerusalem zu besuchen und dort eine Weile zu verweilen, erneut in mir. Als dies Raymond, damals Meister des Jerusalemer Hospitals, und seine Brüder erfuhren, schickten sie mir sofort durch Bruder Benedikt die Schlüssel zur Burg Krat, die an der Grenze zu den Heiden liegt, und boten mir und meinen Begleitern das Schloss mit all seinen Besitztümern uneingeschränkt an, solange wir dort bleiben wollten. Ihre Hingabe und Großzügigkeit sehr schätzend und gleichzeitig bedenkend, welche großen Dienste an Menschlichkeit im besagten Hospital für alle Besucher des Heiligen Grabes, besonders aber, wie ich von vielen hörte, für die Armen und Kranken geleistet werden, erschien es mir angebracht, Teilhaber solch großer Güter zu sein usw. Daher, durch göttliche Eingebung geleitet, versprach und übertrug ich dem besagten Hospital des Heiligen Johannes von Jerusalem zur Unterstützung der Armen und Kranken einige meiner Dörfer, die ich entweder mit meinem Geld gerecht gekauft, durch gerechte Verhandlungen getauscht oder auf andere gerechte Weise nach dem Urteil der edlen Ältesten Böhmens rechtmäßig erworben hatte, damit sie daraus Unterstützung erhalten könnten, bis ich selbst, mit göttlicher Gnade, persönlich mehr hinzufügen könnte. Und dies sind die Dörfer, die ich gegeben und dem besagten Hospital des Heiligen Johannes von Jerusalem zugewiesen habe: soweit sie in der Umgebung von Plas liegen, nämlich: Hodoois, Osoym, Plane, Cuhov. Weiterhin füge ich hinzu und bestätige den Besitz desselben Hospitals, den mein Vater Herzog Wladislaus meinen Verwandten Wratizlaw und Micus verliehen hatte; aber nachdem sie kurz darauf aus unserer Mitte gerissen wurden, was wieder in meinen Besitz überging: Manetin, von der Grenze von Necstin bis zur Grenze von Plas, mit all seinen Zugehörigkeiten, nämlich Lipe, Kahov mit Markt, Wescu mit dem Fluss Manetin, bis zu Plas, gewähre ich ihnen vollkommene Freiheit, alles zu tun, zu fischen oder eine Mühle in diesem Fluss zu errichten. Außerdem schenke und bestätige ich ihnen rechtmäßig den Wald namens Cosodre und andere umliegende Wälder; und ich bestätige zwei Dörfer in der Provinz Belin, genannt Borislaoe und Hriborici, die an meine Krone grenzten. Auf Bitte meines Bruders Heinrich füge ich ihnen das Dorf Leuin hinzu und einen gewissen Wald, notwendig für ihren Gebrauch, sich erstreckend nahe Olesnice, bis zum Berg Hoogen, zum Fluss Lupuhce, zum Dorf Camice und zu Procetin, dann bis Tesk und dann zum Roten Felsen, so gelegen bis zum besagten Fluss Labuhe, wo es seinen Anfang nimmt. Zeugen, die anwesend waren und die Schenkung und Bestätigung der oben genannten Besitztümer hörten, sind diese: Juditha, meine Frau, die Königin; Friedrich, Bischof von Prag; Heinrich, Abt von Brevnov; Lambert, Abt von Kladorub; Meinherus, Abt von Plaz; Ulrich, Propst von Prag; Paul, Dekan; Gervasius, Kanzler und Propst von Vyšehrad; Martin, Propst von Lutomerice; Florian, Unterkanzler; Bohuslaus, Kämmerer; Groznata, Burgvogt von Cladzco; Zdezlaus, Mundschenk; Vitko, Truchsess; Bleg von Trebusson; Bohuse der Bärtige und sein Bruder Ratibor; Cstibor von Chis; Smil von Udrehe; Moiek, Jäger von Belsk; und viele andere. Geschehen ist dies im Jahr der Menschwerdung des Herrn 1169, im 30. Jahr meiner Herrschaft, im 11. Jahr meiner Königsherrschaft und im 1. Jahr des Bischofsamtes des Herrn Friedrich von Prag.

Karel Jaromír Erben: Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae ac Moraviae., 1855

Literatur zur Urkunde

Der tatsächliche Grenzverlauf der Gebietsschenkung ist in der Literatur umstritten. Zum Zeitpunkt der Schenkung handelte es sich größtenteils um ein Waldgebiet. Viele der heutigen Ortschaften auf diesem Gebiet wurden erst nach der Schenkung durch Loktoren neu gegründet.

Mit dem tatsächlichen Grenzverlauf der Gebietsschenkung befasst sich bspw. die nachfolgende Literatur:

  • Emil Richter: Der Johanniterwald. In: Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung in Aussig, geleitet von Prof. Dr. Franz Josef Umlauft (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde des Aussig-Karbitzer Bezirkes. 15. Jahrgang, 1935, 3. Heft. Selbstverlag, 1935, S. 97 ff.

Quellen

  • Wladislaus II. dux 1140-1158 rer Bohemiae 1158-1173. 1169. In: Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae ac Moraviae., Band I, Herausgeber Karel Jaromír Erben, 1855, Seite 143f.
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Münzenfund beim Brunnenbau bei Emil Höhne

Im böhmischen Ort Gratschen (tschechisch Radešín) wurden im Juli 1929 auf dem Anwesen Gratschen Nr. 1 von Emil Höhne bei Grabungsarbeiten für einen Brunnen etwa 60 gleichartige alte Silbermünzen entdeckt. Die Münzen befanden sich in einem bemerkenswert guten Zustand, was darauf hindeutet, dass sie möglicherweise einmal vergraben wurden, um sie zu schützen oder zu verbergen.

Durch einen Herausgeber einer Münzzeitschrift, H. Wodiczka aus Budweis, konnten die Münzen als „Meißner Groschen„, genauer als „Schwertgroschen“ bestimmt werden, die gemäß der Münzordnung von 1456 geprägt wurden. Diese Münzbezeichnung lautet offiziell „Grossus March. Misnensis“.

Der Ausdruck „Grossus March. Misnensis“ ist aus dem Lateinischen abgeleitet und kann in folgende Bestandteile zerlegt werden:

  • Grossus: Dieser Begriff bezieht sich auf eine mittelalterliche Münze, bekannt als „Groschen“ im Deutschen. Ein Groschen war eine gängige Silbermünze in vielen europäischen Regionen während des Mittelalters und der Frühen Neuzeit.
  • March.: Dies ist eine Abkürzung für „Marchia“ oder „Mark“, die auf eine Grenzregion oder ein Grenzgebiet hinweist. Im mittelalterlichen Europa bezeichnete eine Mark oft ein Grenzgebiet oder eine Grenzprovinz.
  • Misnensis: Dies bezieht sich auf die Stadt Meißen in Sachsen, Deutschland. „Misnensis“ ist das lateinische Adjektiv für „aus Meißen“ oder „zugehörig zu Meißen“.

Zusammengenommen bedeutet „Grossus March. Misnensis“ also „Meißner Groschen“ oder „Groschen der Mark Meißen“. Es handelt sich dabei um eine Münze, die im mittelalterlichen Herzogtum Sachsen, speziell in der Region um Meißen, geprägt wurde. Der Meißner Groschen war eine bedeutende und weit verbreitete Münze in Mitteleuropa während des Mittelalters.

Durch die Bemühungen des Gendarmeriewachtmeisters Emil Dašatko in Aussig wurden 40 der gefundenen Münzen dem Aussiger Museum übergeben und dort ausgestellt.

Solche Funde sind für Historiker, Archäologen und Numismatiker von großer Bedeutung, da sie Licht auf historische Handelsrouten, Wirtschaftssysteme und soziokulturelle Aspekte einer Region oder eines Zeitraums werfen können. Der Münzenfund in Gratschen ist ein Zeugnis der Vergangenheit und bietet einen Einblick in die Münzprägung und Wirtschaft des 15. Jahrhunderts in der Region.

Quellen

  • Mitteilungen: Münzenfund. In: Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung in Aussig, geleitet von Prof. Dr. Franz Josef Umlauft (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde des Aussig-Karbitzer Bezirkes. 9. Jahrgang, 1929, 3. Heft. Selbstverlag, 1929, S. 143.
  • im Text verlinktes Kartenmaterial des tschechischen Geoportals ČÚZK
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Das steinerne Kreuz der Eheleute Höhne in Leukersdorf

Im böhmischen Ort Leukersdorf (tschechisch Čermná), wo der Lotharsteig die alte Poststraße kreuzt, wurde im Jahr 1863 von den Eheleuten Josef Franz Höhne (* 19. März 1825 in Leukersdorf; † 4. Dezember 1909 in Leukersdorf) und Agnes Höhne, geborene Rehn (* 24. November 1823 in Saara; † 14. November 1903 in Leukersdorf) aus Leukersdorf Nr. 18 ein steinernes Kreuz errichtet.

Nach einer historischen Überlieferung befand sich an genau dieser Stelle einst eine Kapelle, die als Arme-Sünder-Kapelle bekannt war. Die Kapelle hatte eine besondere Bedeutung, da verurteilte „arme Sünder“ hier ihr letztes Gebet verrichteten und ein Glas Wein zur Stärkung erhielten, bevor sie zu einer nahegelegenen Richtstätte am Hegerberg geführt wurden.

Im Laufe der Zeit geriet die Kapelle jedoch in Verfall. Deren Steine sollen im Jahr 1850 zur Konstruktion des Hauses Nr. 58 in Leukersdorf wiederverwendet worden sein. Bilder oder Statuen der Kapelle sollen sich bis Anfang des 20. Jahrhunderts im Haus Nr. 27 in Leukersdorf befunden haben.

Quellen

  • Wenzel Plaschke: Sagen aus Leukersdorf. Von der Armen-Sünder-Kapelle. In: Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung in Aussig, geleitet von Prof. Dr. Franz Josef Umlauft (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde des Aussig-Karbitzer Bezirkes. 7. Jahrgang, 1927, 3. Heft. Selbstverlag, 1927, S. 118 f.
  • im Text verlinktes Kartenmaterial des tschechischen Geoportals ČÚZK
  • Die im Text verlinkten Kirchenbücher sind Teil des tschechischen Státní oblastní archiv Litoměřice (Staatliches Gebietsarchiv Litomerice).
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Eine Brautausstattung für Anna Höhne im 17. Jahrhundert

Im Jahr 1691 übernahm Jakob Höhne (* 29. März 1670 (?); † 6. Februar 1720 in Leukersdorf) im Alter von zirka 21 Jahren das Bauerngut mit der Hausnummer 35 im böhmischen Ort Leukersdorf (tschechisch Čermná) seines gleichnamigen, im Jahr zuvor verstorbenen Vaters, den Bauern Jakob Höhne (* etwa 1627 in München; † etwa 22. Juli 1690 in Leukersdorf). In einem Kaufvertrag, der im Jahr 1923 auszugsweise durch Wenzel Plaschke – einem Bewohner von Leukersdorf – veröffentlicht wurde, verpflichtete sich der jüngere Jakob Höhne zugleich seiner älteren, zu diesem Zeitpunkt noch unverheirateten Schwester Anna Höhne (* etwa 1665; † etwa 24. März 1699 in Leukersdorf) bestimmte Güter und Geldbeträge für eine etwaige Hochzeit bereitzustellen.

Die Vereinbarung sah unter anderem vor, dass Anna zwei Schock erhält, die von der Kaufsumme für das Bauerngut abgezogen werden sollten. Das Schock war in Böhmen eine Rechnungsmünze. Für die Hochzeitsfeierlichkeiten wurde vereinbart, dass für zwei Tische Mahlzeiten bereitgestellt oder stattdessen vier Schock in Geld an Anna gezahlt werden.

In Bezug auf die Kleidung für Anna war bspw. vorgesehen, dass acht Ellen schwarzes Tuch für einen Rock und einen Mantel bereitgestellt werden sollten, wobei der Preis pro Elle bei 45 Kreuzern liegen sollte. Der Rock sollte mit acht Ellen Samtschnur zum Preis von 33 Kreuzer gefertigt werden. Hinzu kamen schwarzes Tschmoschel-Fell (wahrscheinlich eine Fellart vom Schaf), Schuhe, Strümpfe, Grobgrün (wahrscheinlich ein starkfädiger Wollstoff von geringer Qualität) für ein Wams (eine Oberbekleidung, die eine Art vorläufer der Weste ist) und ein Vortuch (wahrscheinlich ein Kleidungsstück, das zum Schutz der Kleidung dient) und diverse Accessoires wie Hornknöpfe und Damast.

Zusätzlich waren diverse Haushaltsgegenstände Teil der Ausstattung, darunter bspw. eine Lade (Truhe) mit Schlössern, ein Butterfass, zwei kleine Fässer, ein Milchfass, zwei Wasserkannen, ein Dutzend Teller und Löffel sowie Hauben.

Des Weiteren wurde Vieh als Teil der Ausstattung in die Vereinbarung aufgenommen. Anna sollte im ersten Jahr nach ihrer Hochzeit eine Kuh erhalten, im zweiten Jahr ein Kalb und im vierten Jahr eine weitere Kuh.

Falls Anna vor ihrer Heirat versterben sollte, würde das gesamte genannte Gut beim Käufer verbleiben. Sollte sie jedoch erkranken, war der Käufer verpflichtet, für ihre Beherbergung zu sorgen.

Laut Angabe von Wenzel Plaschke verstarb Anna Höhne 1701 ledig und in jungen Jahren. Tatsächlich verstarb Anna aber bereits zwei Jahre zuvor im März 1699 im Alter von 34 Jahren.

Diese Brautausstattung spiegelt die kulturellen und wirtschaftlichen Normen des 17. Jahrhunderts wider und gibt einen Einblick in die Bedeutung von Verehelichungen und die damit verbundenen Verpflichtungen in dieser Epoche.

Hinweis

  • Das Geburtsdatum von Jakob Höhne (* 29. März 1670 (?); † 6. Februar 1720 in Leukersdorf) ist zweifelhaft, da im Taufmatrikel kein Name und „Tochter“ angegeben ist.

Quellen

  • Wenzel Plaschke: Brautausstattung aus dem Jahre 1691. In: Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung in Aussig, geleitet von Prof. Dr. Franz Josef Umlauft (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde des Aussig-Karbitzer Bezirkes. 3. Jahrgang, 1923, 3. Heft. Selbstverlag, 1923, S. 84 f.
  • im Text verlinktes Kartenmaterial des tschechischen Geoportals ČÚZK
  • Die im Text verlinkten Kirchenbücher sind Teil des tschechischen Státní oblastní archiv Litoměřice (Staatliches Gebietsarchiv Litomerice).
  • Beitragsbild: fiktives, mit DALL·E 3 erstelltes Bild

Die Hausnamen in Leukersdorf

In den Jahren 1926 und 1927 verfasste Wenzel Plaschke, ein Einwohner des böhmischen Ortes Leukersdorf (tschechisch Čermná), eine detaillierte Aufzeichnung der Hausnamen des Ortes. Durch das akribische Durchforschen der Grundbücher und das Sammeln von mündlichen Überlieferungen konnte er die Entstehung der meisten dieser alten Namen klären. Diese Spitznamen waren nicht nur wahrscheinlich hilfreich um sich im Ort zurechtzufinden – besonders wegen der vielen gleichlautenden Familiennamen -, sondern sie dienten auch als soziale Marker, die Berufe, Familienbande und lokale Traditionen widerspiegelten.

Die nachfolgenden Häuser in Leukersdorf und deren Hausnamen sind mit Personen mit dem Familiennamen Höhne verbunden:

  • Haus Nr. 22: Im Jahr 1926 war Josef Höhne Besitzer dieses Hauses. Es wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts „beim Schmiedebauer“ genannt. Der Name stammt aus dem Jahr 1688, als ein Johann Schmiedt aus Königswald (tschechisch Libouchec) die verwitwete Besitzerin dieses Gutes heiratete, und so erhielt das Gut diesen Namen. Die ersten bekannten Besitzer des Hauses Nr. 22 waren bis ins Jahr 1573 Benedig Werner, Paul Krause, Matz Hickmann, Rudolf v. Bünau und bis ins Jahr 1594 Simon Anders.
  • Haus Nr. 34: Im Jahr 1926 gehörte dieses Haus dem Besitzer Adolf Höhne. Es wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts „beim Günther“ genannt. Die Familie Günther bewirtschaftete dieses Gut von 1589 bis 1806. Die Besitzer dieses Hauses am Anfang des 20. Jahrhunderts waren Nachkommen der Familie Günther in weiblicher Linie. Die ersten bekannten Besitzer des Hauses Nr. 34 waren bis ins Jahr 1580 Valten Gut und Matz Hennichen.
  • Haus Nr. 35: Das als „beim Joukel“ bekannte Bauerngut hatte nach Angabe von Wenzel Plaschke zwischen 1661 und 1735 zwei Besitzer mit dem Namen Jakob Höhne. Aufgrund der zahlreichen Höhne-Familien im Ort Leukersdorf wurde der Vorname Jakob, auch „Joukel“ genannt, wahrscheinlich zum Namen des Anwesens. Die beiden Besitzer waren der Bauer Jakob Höhne (* etwa 1627 in München; † etwa 22. Juli 1690 in Leukersdorf) und dessen gleichnamiger Sohn Jakob Höhne (* 29. März 1670 (?) in Leukersdorf; † 6. Februar 1720 in Leukersdorf). Der jüngere Jakob Höhne übernahm im Jahr 1690 das Bauerngut von seinem gleichnamigen Vater und verpflichtete sich hierbei vertraglich, seine zu diesem Zeitpunkt noch ledige Schwester Anna Höhne (* etwa 1665; † etwa 24. März 1699 in Leukersdorf) für eine potentielle Hochzeit auszustatten. Der erste bekannte Besitzer des Hauses Nr. 35 war bis ins Jahr 1583 Ambrosius Stroppe.
  • Haus Nr. 43: Das Anwesen befand sich im Jahr 1927 im Besitz von Emilie Höhne und war ursprünglich als „beim Müllerlöbel“ bekannt. Das Haus wurde im Jahr 1720 von Hans Deutsch erbaut. Seinen Namen verdankt es laut Wenzel Plaschke zum Teil der Obermühle (Haus Nr. 26), dessen Besitzer und Müller Franz Schlößinger später in die Nr. 43 zog. In der Folgezeit kam ein weiterer Namensbeitrag durch Anton Löbel hinzu, der seit 1835 dort wohnte.
    Später wurde die Adresse als „beim Poulte“ bekannt. Laut Wenzel Plaschke hatte der Stammvater der im Ort Leukersdorf weitverzweigten Familie, Ferdinand Höhne (* 27. Oktober 1807 in Leukersdorf; † 16. Februar 1881 in Leukersdorf) aus dem Haus Nr. 35 am 4. Mai 1847 (in der St. Nikolauskirche in Leukersdorf) Leopoldine Krimmer (* etwa 1803 in Kakau; † nach 23. September 1878) aus Deutschland geheiratet. Sie wurde auch ‚Poldine‘ genannt, woraus der Name ‚Poult‘ entstanden sei. Es gibt bisher aber keine Quellen, die das Haus Nr. 43 als Wohnhaus dieses Paares bestätigen. Dabei sind für Ferdinand Höhne zahlreiche Wohnorte in Leukersdorf (Leukersdorf Nr. 24, 31, 35, 51, 53, 57, 60, 61, 63) bekannt, da er offenbar ungewöhnlich oft umgezogen war.
    Entgegen der Information von Wenzel Plaschke ist es wahrscheinlich, dass nicht dieser Ferdinand Höhne, sondern sein gleichnamiger Vater – der Bauer Ferdinand Cajetan Wenzel Höhne (* 20. Juni 1780 in Leukersdorf; † 9. Januar 1841 in Leukersdorf) – als (ein späterer) Stammvater des weitverzweigten Familienzweigs in Leukersdorf gilt. Der ältere Ferdinand Höhne hatte zehn Kinder und lebte stets im Haus Nr. 35.
  • Haus Nr. 44: Im Jahr 1927 befand sich das Anwesen im Besitz eines Franz Höhne und war als „beim Blümel-Bauer“ bekannt. Den Namen erhielt es nach einem Besitzer namens Christoph Blümel, der zwischen 1740 und 1763 dort lebte. Ein anderer Besitzer des Hauses Nr. 44, der laut Wenzel Plaschke ebenfalls den Namen Franz Höhne – tatsächlich ist aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der Zimmermann Franz Joseph Höhne (* 24. November 1810 in Leukersdorf; † 29. Januar 1886 in Leukersdorf) gemeint – hatte, baute das Haus Nr. 55 1836 auf dem Grund des Wirtschaftsgutes Nr. 44 und wurde der „lange Blümel“ genannt. Der erste bekannte Besitzer des Hauses Nr. 44 war bis ins Jahr 1597 Mathes Günther.
  • Haus Nr. 48: Das Anwesen war unter dem Namen „beim Kospawenzel“ bekannt. Der Vorname „Kaspar“ im Namen kann durch Wenzel Plaschke nicht erklärt werden. Die letzten Teile des Namens stammen von den Taufnamen der ersten drei Besitzer: Wenzel Walter, Wenzel Mühle und Wenzel Höhne. Das Haus Nr. 48 wurde im Jahre 1780 von Wenzel Walter erbaut.
  • Haus Nr. 49: Das Anwesen wurde „beim Michelebinda“ genannt. Der Name stammt laut Wenzel Plaschke von einem Besitzer namens Johann Michael Höhne (* etwa 1748; † 29. Juli 1830 Leukersdorf), dessen Enkel als Binder arbeitete. Bei dem von Wenzel Plaschke genannten Enkel des Michael Höhne handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um den Faßbindermeister Franz Wenzl Höhne (* 11. Juli 1819 in Leukersdorf; † 16. Juli 1899 in Leukersdorf).
  • Haus Nr. 52: Das Gebäude trug den Namen „beim Soole“. Es wurde 1797 von Franz Joseph Sigismund Höhne (* 23. Mai 1776 in Leukersdorf; † 12. Juni 1851 Leukersdorf), einem Bewohner des Hauses Nr. 28, erbaut. Dieser war laut Wenzel Plaschke ein Bruder – tatsächlich ein Halbbruder – von Anton Höhne (* etwa 15. Januar 1771 in Leukersdorf; † 6. November 1828 in Leukersdorf), dem Erbauer von Haus Nr. 53 im gleichen Jahr. Wenzel Plaschke vermutet, dass der Spitzname auf das „Salomonhäusel“ des Hauses Nr. 28 zurückgeht.
  • Haus Nr. 53: Dieses Gebäude war im Jahr 1927 im Besitz von Emil Höhne und wurde „beim Soolschneira“ genannt. Wenzel Plaschke kann sich nach seinen Angaben die Herkunft des Spitznamens „Sool“ für dieses Haus nicht erklären, während er zugleich für das Haus Nr. 52 „beim Soole“ davon ausgeht, dass sich der Spitzname vom Haus Nr. 28, dem „Salomonhäusel“, ableitet. Das Haus Nr. 53 wurde im 1797 von Anton Höhne (* etwa 15. Januar 1771 in Leukersdorf; † 6. November 1828 in Leukersdorf) aus Haus Nr. 28, einem Halbbruder von Franz Joseph Sigismund Höhne (* 23. Mai 1776 in Leukersdorf; † 12. Juni 1851 Leukersdorf), der im selben Jahr das Haus Nr. 52 errichtete, erbaut.

Neben den Häusern, die eine Verbindung zu Personen mit dem Namen Höhne haben, gab es in Leukersdorf viele weitere interessante Hausnamen:

  • Haus Nr. 1: Bekannt als „beim Richterbauer“, da die früheren Besitzer von 1570 bis 1848 fast ununterbrochen Ortsrichter waren. Der erste bekannte Besitzer des Hauses Nr. 1 war bis ins Jahr 1588 Benedig Püschel.
  • Haus Nr. 9: Genannt „beim Andersche“, obwohl niemals ein Besitzer diesen Namen führte. Der Name mag vom Taufnamen Andreas herrühren, der zwischen 1635 und 1703 zweimal als Besitzer auftrat. Der erste bekannte Besitzer des Hauses Leukersdorf Nr. 9 war bis ins Jahr 1576 Matz Hennicke.
  • Haus Nr. 25: Genannt „beim Böhm’n“ nach den Besitzern von 1612 bis 1701.
  • Haus Nr. 28: Bekannt als „das Salomonhäusel“ nach dem damaligen Besitzer Salomon Gut von 1659 bis 1688. Später wurde es als „Brandhäusel“ bekannt, da eine Familie Brand lange Jahre in diesem Hause zur Miete war. Der erste bekannte Besitzer des Hauses Nr. 28 war bis ins Jahr 1604 Michel Gut.
  • Haus Nr. 30: Eine Mühle, bekannt als „die obere Mühle“. Die Mühle wurde wahrscheinlich von der Herrschaft in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut. Den historischen Karten aus dem Jahr 1843 (Kaiserliche Pflichtabdrücke des Stallkatasters) ist zu entnehmen, dass nicht das Anwesen mit der Hausnummer 30, dafür aber das Anwesen mit der Hausnummer 63 als ‚Obere Mühle‘ bezeichnet ist. Hieraus lässt sich schlussfolgern, dass es nach dem Jahr 1843 eine Änderung bei der Verteilung der Hausnummern in Leukersdorf gab.
  • Haus Nr. 45: Das Anwesen war als „beim Wuarnaschusta“ (auch als „Wagner-Schuster“ bezeichnet) bekannt. Ein früherer Besitzer dieses Anwesens war ein Wagner und ein anderer ein Schuster. Im Jahre 1927 wurde es noch gelegentlich als „beim Schuster“ bezeichnet. Die ersten bekannten Besitzer des Hauses Nr. 45 waren bis ins Jahr 1618 Hans Schwarz und Hans Hausken.
  • Haus Nr. 47: Das Haus Nr. 47 trug die Bezeichnungen „beim Schloßerfranze“ und „beim Brückenwalter“. Die Namensgebung „beim Schloßerfranze“ ergab sich aus den Besitzverhältnissen zweier Personen, dem Schloßmeister Ig. Senkbart und Franz Walter. Der Name „beim Brückenwalter“ leitet sich vom Namen des Besitzers Franz Walter und von der Nähe des Gebäudes zur Brücke über den Bach, die zur Kirche führte, ab. Den historischen Karten aus dem Jahr 1843 (Kaiserliche Pflichtabdrücke des Stallkatasters) ist zu entnehmen, dass nicht das Anwesen mit der Hausnummer 47, dafür aber das Anwesen mit der Hausnummer 32 in der Nähe der Brücke liegt. Hieraus lässt sich schlussfolgern, dass es nach dem Jahr 1843 eine Änderung bei der Verteilung der Hausnummern in Leukersdorf gab.
  • Haus Nr. 50: Das Haus wurde das „Pattenhäusel“ genannt. Dieser Name stammt von einem früheren Besitzer, Joh. G. Parten, der am 12. März 1809 verstarb.

In der historischen Aufzeichnung der ‚Alten Hausnamen in Leukersdorf‘, die von Wenzel Plaschke im Jahr 1926 verfasst wurde, finden sich mehrere Häuser, die mit dem Namen oder Namensteil „Toffel“ (Haus Nr. 24: „beim Douffel“, Haus Nr. 46: „beim Toffelguste“, Haus Nr. 51: „Toffelwawa“ (Weber) und Haus Nr. 54: „beim Toffelvinze“) verbunden sind. Wenzel Plaschke hatte in seiner Veröffentlichung im Jahr 1926 für diese Hausnamen zunächst keine konkrete Erklärung. In seiner im Jahr 1927 veröffentlichten Fortsetzung trägt er zu diesen Hausnamen nach, dass sich diese vom Vornamen ‚Christoph‘ der Hausbesitzer ableiten.

Die Verwendung des Namens oder Namensteils „Toffel“ in den Hausnamen von Leukersdorf könnte möglicherweise aber auch auf den Anbau von Kartoffeln in dem Ort zurückzuführen sein. Die These lässt sich aus der historischen Entwicklung und der Einführung der Kartoffel in Leukersdorf im Jahr 1770 ableiten. Die Verbindung zwischen dem Namen „Toffel“ und der Kartoffel könnte in der lokalen Dialektform für Kartoffel liegen. Es wäre möglich, dass die Hausbesitzer, die mit dem Namen „Toffel“ in Verbindung gebracht wurden, entweder besonders erfolgreich im Kartoffelanbau waren oder eine besondere Rolle bei der Einführung und Verbreitung der Kartoffel in der Region spielten.

Hinweise

  • In diesem Artikel sind zahlreiche Häuser mit einer historischen Karte aus dem Jahr 1843 (Kaiserliche Pflichtabdrücke des Stallkatasters) verknüpft. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass diese Verknüpfungen nicht korrekt sind. Es gibt Hinweise darauf, dass die Hausnummern in Leukersdorf nach 1843 neu vergeben wurden.
  • Das Geburtsdatum von Jakob Höhne (* 29. März 1670 (?); † 6. Februar 1720 in Leukersdorf) ist zweifelhaft, da im Taufmatrikel kein Name und „Tochter“ angegeben ist.

Quellen

  • Wenzel Plaschke: Alte Hausnamen in Leukersdorf. In: Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung in Aussig, geleitet von Prof. Dr. Franz Josef Umlauft (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde des Aussig-Karbitzer Bezirkes. 6. Jahrgang, 1926, 4. Heft. Selbstverlag, 1926, S. 182 ff.
  • Wenzel Plaschke: Alte Hausnamen in Leukersdorf. In: Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung in Aussig, geleitet von Prof. Dr. Franz Josef Umlauft (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde des Aussig-Karbitzer Bezirkes. 7. Jahrgang, 1927, 1. Heft. Selbstverlag, 1927, S. 25 ff.
  • Wenzel Plaschke: Brautausstattung aus dem Jahre 1691. In: Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung in Aussig, geleitet von Prof. Dr. Franz Josef Umlauft (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde des Aussig-Karbitzer Bezirkes. 3. Jahrgang, 1923, 3. Heft. Selbstverlag, 1923, S. 84 f.
  • Wenzel Plaschke: Zur Ortsgeschichte von Leukersdorf. In: Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung in Aussig, geleitet von Prof. Dr. Franz Josef Umlauft (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde des Aussig-Karbitzer Bezirkes. 4. Jahrgang, 1924, 1. Heft. Selbstverlag, 1924, S. 23 ff.
  • im Text verlinktes Kartenmaterial des tschechischen Geoportals ČÚZK
  • Die im Text verlinkten Kirchenbücher sind Teil des tschechischen Státní oblastní archiv Litoměřice (Staatliches Gebietsarchiv Litomerice).
  • Beitragsbild: fiktives, mit DALL·E 3 erstelltes Bild

Lorenz Höhne und die Fasanerie von Borngrund

Im Jahr 1675 spielte Lorenz Höhne, ein Bauer aus Johnsdorf (tschechisch Habrovice | historische Karte) Haus Nr. 20 in Böhmen, eine Rolle bei der Entwicklung einer Fasanerie im nahe gelegenen, kleinen Dorf Borngrund (tschechisch Studánka | historische Karte). Graf Althan hatte den Plan gefasst, eine Fasanerie in Borngrund zu errichten. 

Eine Fasanerie ist ein Gehege, in dem Fasane gezüchtet werden. Im 17. Jahrhundert wurden Fasane in Böhmen vor allem als Nahrung für Adlige und wohlhabende Bürger gezüchtet. Auch die Federn der Fasane wurden insbesondere zur Dekoration genutzt. Die Fasanerie war oft Teil eines größeren Jagdgebiets und wurde von einem Jäger beaufsichtigt. Die Fasane wurden in Gehegen gehalten, die zumeist mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt waren und auch Wasserflächen boten. Eine Fasanerie war darüber hinaus ein beliebter Ort für die Jagd, aber auch für die Erholung und Entspannung.

Um diesem Vorhaben genügend Raum zu geben, war es notwendig, dass Lorenz Höhne einen Teil seines Ackerlandes in Borngrund an die Herrschaft abtrat. Als Kompensation für diesen Verlust erhielt Lorenz Höhne ein doppelt so großes Stück Land in der Region „Mastung“ („Mostniche“) nahe Johnsdorf.

Um die neu errichtete Fasanerie zu betreuen, wurde Matthes Schütze aus Troschig (tschechisch Strážky | historische Karte) angestellt. Für ihn wurde ein Wohnhaus in unmittelbarer Nähe zur Fasanerie errichtet.

Trotz aller Anstrengungen, eine erfolgreiche Fasanenzucht in Borngrund zu etablieren, erfüllte das Projekt nicht die Erwartungen. Im Jahr 1679 wurden die Fasane abgeschafft und die Fasanerie aufgegeben. Die genauen Gründe für das Scheitern der Fasanenzucht sind nicht dokumentiert, jedoch wird vermutet, dass der Lärm des nahegelegenen Ziegelofens die empfindlichen Vögel gestört haben könnte. Am 1. April 1679 verkaufte die Herrschaft den Fasangarten, das dazugehörige Wohngebäude und ein Stück Ackerland an ihren Hofbinder Christoph Berger.

Trotz der anfänglichen Rückschläge wurde im Jahr 1690 der Entschluss gefasst, die Fasanerie erneut zu errichten. Dafür wurde der Fasangarten der Witwe des Hofbinders entzogen, die jedoch als Ausgleich ein anderes, dreifach so großes Stück herrschaftliches Land erhielt.

Quellen